Test Palcom DSL-4 (S)

Kleiner Streber

Hintergrundinformationen:

Palcom-Receiver werden als preiswerte  Produktlinie des Humax-Vertriebs Neveling in Ratingen unter der engagierten Führung des Geschäftsführers Markus Plante vertrieben.

Der DSL-4 (S) stammt aus dem Taiwanesischen Skardin-Werk. Dort wird u.a. auch für Echostar und Skymaster  gefertigt. Die Receiver der anderen Marken sind dabei wohl ähnlich, keinesfalls aber baugleich. Das merkt man leicht, wenn man mal die Gelegenheit hat, diese Receiver an der gleichen Anlage zu testen. Palcom und Echostar schalten viel schneller als z.B. Skymaster, das Bild und die Verarbeitung sind besser, das OSD ist firmenspezifisch angepasst. Ob Skardin die Receiver nur  baut oder auch entwickelt, ist noch nicht recherchiert worden. Wahrscheinlich ist zumindest eine variable Anpassung an die Wünsche der entsprechenden Firmen.

FW bei Auslieferung: 3.15

Gehäuse: 28 x 19,5 x 4 cm


Voraussetzungen:

Der Receiver wird unter problematischen Bedingungen an einer Hausanlage, bei der die digitalen Signalen neben analogen, in Kabelfrequenzen umgewandelten Signalen über dieselbe Leitung und  Anschlussdose eingepflegt werden, getestet. Es stehen z.Z. nicht alle Transponder zur Verfügung.

Der Palcom ist über Scart-Kabel (einzeln abgeschirmte Adern) mit einem 100Hz Thomson-TV verbunden.



Kennen lernen:

Der Palcom wirkt gleich beim Auspacken vertrauenserweckend. Ein erstaunlich kleines Gehäuse, gut verarbeitet. Der Receiver hat kein LED-Display, was subjektiv aber nicht stört. Die  jetzt ausgelieferte, neueste Version DSL-4 S bietet ein vierstelliges Anzeigenfeld. An der Front  befinden sich drei Tasten mit definiertem Druckpunkt, eine für Stand-By, die beiden anderen  dienen dem Zappen. An der Rückseite befinden sich Anschlüsse für das Sat-Kabel, rein und raus, 2 Scartbuchsen, die fürs TV ist RGB belegt, S-VHS fehlt völlig. Ein paar Chinch-Buchsen für die analoge Audio-Übertragung, ein Chinch-Composite fürs Video Signal und ein koaxialer digitaler Audio-Ausgang komplettieren die, gerade für diese Gehäusegröße, erfreuliche Anschlussvielfalt.

Die Fernbedienung, in freundlichem Silbergrau gehalten, angenehm griffig und mit großen Tasten mit eindeutigem Druckpunkt, vermittelt einen vertrauenserweckenden Eindruck. Der Winkel, in dem die FB überträgt, könnte etwas weiter sein, ist aber letztendlich nicht störend.



Die Bedienungsanleitung ist nur auf Deutsch und mit 18 Seiten recht knapp gehalten. Wichtige Informationen, z.B. was das FW-Update betrifft, fehlen. Sie mussten im Internet auf der aktuellen Palcom-HP recherchiert werden. Ein paar mehr veranschaulichende Bilder würden auch nicht schaden. Im Vergleich mit den anderen bauähnlichen Halbbrüdern wird dem Palcom die mit Abstand schwächste  Anleitung beigelegt.

Dinge, die die Bedienungsanleitung verschweigt:

Schaltet man den Videotext an, kann man den Hintergrund mit der OK-Taste stufenweise durchscheinend bis transparent machen.

Ist ein AV-Receiver angeschlossen, stellt man über die Audiotaste den AC3-Ton bei ZDF, Sat1 und Pro7 einmal ein. Der Receiver speichert dies, man braucht es nicht noch einmal einzustellen.

Bei den erweiterten Einstellungen gibt es den Punkt: Kanäle löschen. Nach Eingabe des Passwortes kann man alle gespeicherten Kanäle löschen. Das ist gerade beim Neuanschluss sehr nützlich.

Wählt man über OK die Kanalliste an, kann über die i-Taste ein Untermenü geöffnet werden, in dem man die Sender direkt in die Favoritenlisten programmieren kann.



Der Palcom basiert auf dem STi 5518 Chipsatz von Thomson, eine unproblematische CPU, die gute Bilder fast garantiert


Installation:

Der Receiver begrüßt nach dem Einschalten schwarz auf grau auf Englisch mit der Bitte, die ersten Einstellungen vorzunehmen. Die Sprachen stelle ich alle auf Deutsch. Satelliten und  Transponder-Einstellungen belasse ich vorläufig, nur die LNB-Spannung schalte ich mit Rücksicht auf die Hausanlage aus

 


Ich lösche alle Sender aus der Liste und starte einen automatischen  FTA-Suchlauf, der erstaunlich schnell zum Ende kommt.  Die Sender werden gespeichert. Ein laufendes  Bild des markierten Senders erscheint im Kleinformat rechts oben im OSD. Vorbildlich! Ich beginne mit dem Löschen unerwünschter oder doppelter (Regional-)Sender. Danach ordne ich  die Sender in der von uns gewohnten Reihenfolge. Das geht fix und unproblematisch und ohne Abstürze vonstatten. Leider kann man aber nicht mehrere Sender  gleichzeitig markieren. Mit fällt auf, dass ein Transponder fehlt. Das muss jetzt nicht am  Receiver liegen, sondern kann in der Hausanlage begründet sein. (Nach Update auf FW 4.03  besteht dieser Fehler nicht mehr, der Palcom findet alles auf Anhieb.) In einer Senderliste suche ich die Daten für MTV2pop und gebe sie manuell ein. Der Palcom findet die Sender, ich  ordne sie zu.



Die Sender stehen in der gewünschten Reihenfolge. Ich schalte den  Receiver auf Stand-By und dann wieder an. Das Bild ist im Grunde sofort da. Beim Zappen stellt sich heraus, das der angeschlossene Panasonic-AV-Receiver bei ZDF,  Sat1 und Pro7 keinen digitalen Datenstrom anzeigt. Ein Druck auf die Audiotaste zeigt ein  Auswahl-Menue. Ich stelle auf das Dolby-Zeichen, schon klappt es mit dem digitalen Surround.  Der Receiver gibt eine Speichermeldung. Aha, braucht man das nur einmal einstellen? Ich zappe  vor und zurück, die Einstellung bleibt. Ich schalte auf Stand-Bye und wieder an, die Einstellung bleibt. Sehr gut! Das hätte man auch in die Anleitung schreiben können! 

Der Palcom bietet 4 Favoritenlisten. Für die Listen gibt es einen Favoriteneditor. Tabellarisch  werden alle Sender in der gespeicherten Reihenfolge untereinander aufgeführt. Daneben gibt es vier Spalten: Eine für die rote Taste, eine für die grüne, für die gelbe und für die blaue. Man braucht jetzt bei den Sendern auf der FB nur die entsprechenden farbigen Taste drücken, schon ist der Sender in der Favoritenliste, die mit der selben Farbe hinterher aufgerufen wird. Diese Einordnung funktioniert auch bei der Senderliste, wenn man über i diese Funktion aufruft.

Geschwindigkeit:

Das Zappen geht in beeindruckender Geschwindigkeit vonstatten. Innerhalb einer Senderfamilie  schaltet der Palcom nahezu verzögerungslos, bei Transponderwechseln bleibt er unter einer Sek. Leider ist dei Fernbedienung nicht entprellt, so das mehrere Sender ungewollt übersprungen werden können.

Bildqualität:

Der Receiver wird über RGB an einem an einem 100Hz Thomson, der auch aus schlechten Bildern gute machen kann  und einem normalen 50Hz Philips-Gerät getestet, um schlüssige Resultate zu bekommen. Das Bild erscheint an beiden Geräten gestochen scharf. Pixelfehler sind nicht auszumachen. Für diese Preisklasse für mich eine absolut positive Überraschung! Die Farben erscheinen natürlich, die Schärfe ist absolut vorhanden, ohne an Rändern zu übersteuern. Bei schlechten Empfangsverhältnissen hält der Palcom sehr lang das Bild, auch wenn dass Signal absackt wird nicht gestottert und abgestürzt. Das Bild verharrt kurz im Stand, dann geht es weiter.

Tonqualität:

Der Ton erscheint neutral und im Gesamteindruck sehr stimmig. Zudem erfreut das unproblematische AC 3-Handling. Der Palcom schaltet unbeeindruckt zwischen den unterschiedlichen Datenströmen hin- und  her, kommt auch mit der derzeitigen Ausstrahlung des ZDF sofort klar. Der Receiver klingt erfrischend luftig,  saubere Höhen prägen das Klangbild.

EPG:

Der Palcom zieht die SI-Information gleich nach dem Einschalten, man braucht nicht durchzappen,  um alle Programme in der Übersicht zu haben. Der EPG selbst ist in der Senderübersicht recht unübersichtlich aber komplett. Sendungen mit weitergehender Information werden hervorgehoben, über die Info-Taste erscheint ein Fenster in angemessener Breite,  man braucht nicht zu scrollen. Auch beim EPG beeindruckt die an den Tag gelegte Geschwindigkeit. Über die grüne Taste gelangt man in die Tagesübersicht, die dann wieder sehr übersichtlich mit kleinem Vorschaubild rechts oben erscheint. 7 Tage im Voraus schafft er, und das recht zuverlässig. Wenn man mag, kann man im EPG Sendungen markieren, die dann in die Ein-Ausschaltprogrammierung übernommen werden. 6 Sendungen können so vorgemerkt werden. Ein Aufnahmegerät kann der Palcom dabei aber nicht fernsteuern.

OSD:

Der Receiver bietet bei Druck auf die "Menü"-Taste ein textbasiertes, zuerst in die drei Bereiche  "Installation", "Setup" und "Information" geteiltes, übersichtliches Menü, das seinerseits in  Farbe, Transparenz und Einblendanimation verändert werden kann. Aufgrund der logischen Steuerung  über die Farbtasten stellen die Einstellungen keinerlei Hürde da.

Videotext:

Der Palcom bietet TOP-Fast-Videotext mit einem 800 Seitenspeicher. Die Seiten werden sehr schnell  eingelesen und wechseln dann ohne Zeitverzögerung. Sehr gut. Mit der OK-Taste kann man die Transparenz des Hintergrundes stufenweise erhöhen. Drückt man die Text-Taste mehrmals, kann man zwischen verschiedenen Text-Sprachen, falls vorhanden, hin- und herschalten. Der VT wird auf dem gesamten Bildschirm dargestellt.

Update:

Der DSL-4 bietet die Möglichkeit, über Astra oder RS 232 die Firmware upzudaten. RS 232 bietet die Möglichkeit, den PC oder eine zweite Box als Sender zu benutzen. Benötigt wird lediglich ein normales  Nullmodem-Kabel und die entsprechende Soft von der
Palcom-HP.

Das Update über Satellit dauert ca. 40 min, der Receiver meldet über den Bildschirm den entsprechenden Ladevorgang. Bricht man die Übertragung früher ab, funktioniert der  Palcom nicht mehr richtig und muss per PC neu geflasht werden.

Für das Update über PC bietet Palcom das für die 5518-Basis bekannte "Setcopy" als Terminal-Programm an.  Setcopy wird eine fertige Konfig-Datei mitgegeben, man braucht nur die FW auszuwählen, die man  hoch laden möchte. Setcopy bietet die Möglichkeit der Übertragung in beide Richtungen. Der Receiver wird mit dem Nullmodemkabel an den PC angeschlossen. Das passt ohne Zwischenstecker.


Setting-Editor:

Palcom bietet auf der HP einen eigenen Setting-Editor an, der in den älteren Versionen einige Bugs aufwies. Die neueste Version vom 5.8.04 läuft anscheinend stabil..

Support:

Auf einige E-mail-Anfragen antwortete Palcom innerhalb von drei Tagen. Die Antworten waren schlüssig und kompetent.

Fazit:

Mit dem Palcom DSL-4 (S) stellt sich ein völlig unproblematischer, vorzüglich verarbeiteter  FTA-Receiver vor. Alles funktioniert, die Bedienung geht aufgrund des recht schlüssigen OSD schnell und logisch von der Hand. Bild und Ton lassen keine Wünsche offen. Die Umschaltgeschwindigkeit geht aufgrund des 32 Bit RISC-Prozessors und dessen fixen Bildaufbaus zügig vonstatten. Selbst bei  extremsten Bedingungen schaltet der Receiver innerhalb 1 Sek. um, normal merkt man kaum eine Verzögerung. Aufgrund der wertigen Verarbeitung und des unproblematischen Handlings vergisst man  schnell den sehr günstigen Preis und vergleicht das Gerät mit weit teureren Konkurrenten.


Vorzüge:

- sehr gute Verarbeitung
- unproblematische Bedienung
- gutes OSD
- gutes Bild
- empfangsstarker Tuner
- AC 3
- gute Fernbedienung
- schneller Video-Text
- recht offenes System über RS 232
- Update über Astra, PC oder 2. Receiver
- guter und schneller Support
 

Nachteile:

- schlechte und unkomplette Bedienungsanleitung
- problematisches Settingprogramm bis Vers.1.2.3
- EPG für mehrere Sender ist unübersichtlich
- Fernbedienung ist nicht entprellt

 


 

 




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