Test Kreiling 1100-T Digital FTA

Sprinter mit Schlips und Kragen

kreiling

Der Kreiling KR 1100-T erreicht uns im schmucken, kompakten und wertigen Karton. In dessen Inneren finden wir den Receiver, die Fernbedienung samt Batterien, das Netzkabel, ein Scartkabel und zwei Anleitungen (je 33 Seiten) in Deutsch und Englisch. Mit 315x152,5x60,8 mm ist der Kreiling kein Slim-line Gerät, die geringe Tiefe lässt die Proportionen etwas seltsam anmuten, das Gerät wirkt ein wenig wie ein Silberbarren. Im Regal fällt das aber nicht auf. Kreiling vertreibt den KR 1100-T ausschließlich über den Fachhandel zu einem Preis knapp oberhalb von 100€und bietet entsprechenden Service. Von der Hardware ist der Kreiling identisch mit dem Lemon 030-T, die Software ist von Kreiling designed. Während es bei Lemon ziemlich schwierig ist, Updates zu erlangen, bietet Kreiling regelmässig über die Firmenhomepage Aktualisierungen an.

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Auf den ersten Blick fällt die wertige Verarbeitung des Gerätes ins Auge. Die Front beherbergt ein LED-Display, das über den eingestellten Sender und im Standby etwas abgedunkelt die Uhrzeit anzeigt. Drei Tasten dienen der Standby-Schaltung und dem Sender auf- und abzappen. Die großflächige Rückseite wird für ein ausserordentlich gut bestücktes Anschlussfeld benötigt.

hinten

Wir finden zwei Scartbuchsen, leider ist nur die TV-Buchse mit RGB belegt, S-Video fehlt völlig. Ein an der zweiten Scart-Buchse angeschlossenes Gerät kann auch wiedergegeben werden, allerdings nur, wenn es einen entsprechenden Einschaltstrom über Scart liefert. Fbas liefert der Kreiling auch über Chinch. Die Audio-Sektion führt Stereo-Analog-Ton über Chinch heraus und bietet für digitales AC-3 einen Coaxialen und einen optischen Anschluss. Die Antenne findet ihren Anschluss an der üblichen Coax-Buchse, die bei Bedarf auch automatisch (!) 5V Antennenspeisung bietet. Der RF-Modulator ist sehr aufwändig konzipiert und extern ausgeführt. Bei Bedarf können die Antennen Ein-Ausgänge per Loop verbunden werden. Trotz eingebautem Netzteil finden wir auch einen 12V Eingang für den mobilen Einsatz. Ein RS 232 als Daten-Inerface rundet die kompletten Anschlüsse ab. Alle Anschlüsse sitzen wie einzementiert in der Rückwand, zusätzliche Schraubverbindungen verhindern erfolgreich ein Wackeln der Ein- und Ausgänge und sichern dadurch ein langes, fehlerfreies Funktionieren.

innen

Wie von Kreiling nicht anders erwartet, präsentiert sich auch der KR 1100-T im Inneren sehr aufgeräumt. Anders als bei einiger doch zu Slim-line geratenen Konkurrenten findet auch der Service-Techniker hier alle Bauteile ohne Vor-Demontage. Der KR 1100-T basiert auf dem bekannten STi 5518. leider wurde nicht die aktuellste Version gewählt, die hier verbaute beherrscht leider kein S-Video-Out und erreicht nicht ganz die Brillianz der ausgegebenen Bilder der neusten Revision. Eine passive Kühlung fehlt hier.

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Kreiling lässt den Thomson-Tuner einbauen, der für aussergewöhnliche Empfindlichkeit mittlerweile DVB-T-bekannt ist. Ob Kreiling die Störanfälligkeit des Bauteils ähnlich gut wie mittlerweile Kathrein im Griff hat, wird der Empfangstest zeigen. Der Thomson-Tuner liefert beim Kreiling ständig 5V Speisespannung für aktive Antennen mit Verstärker. Schliesst man eine Antenne ohne Verstärker an, kommt es zwangsläufig zu einem Kurzschluß. Dies nutzt der Kreiling und schaltet dann die Spannung ab. Hört sich brutal an, ist aber durchaus praxisgerecht und zur Nachahmung empfohlen, eine Hürde gerade bei DVB-T Anfängern wird dadurch gar nicht erst errichtet. Die Anleitung schweigt sich darüber leider aus, bei oberflächlicher Betrachtung könnte die 5V Speisespannung glatt übersehen werden.

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Neben dem Tuner findet sich der getrennt ausgeführte RF-Modulator. Eine komfortable und gute Lösung. Der Modulator lässt sich über das Setup absolut korrekt auf das vorhandene TV-Gerät abstimmen. Verbindet man den Antennen-Ausgang des Tuners mit dem Eingang des Modulators (Loop-Throug), empfängt das TV weiterhin evtl. analog über die Antenne zu empfangene Sender. Ohne die Verbindung wird nur das vom Kreiling modulierte Signal übertragen. Auch hier informiert die Anleitung nicht genau genug, nur durch Ausprobieren erreicht man optimale Werte. 5.5 MHz ist für handelsübliche PAL-TVs der optimale Wert.

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Die Fernbedienung des Kreiling ist zwar griffig und liegt gut in der Hand, ist aber mit viel zu kleinen Tasten mit optimal definiertem Druckpunkt versehen, deren Aufdruck nur bei genauem Hinsehen erkannt werden kann.

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Die Haptik ist absolut OK, wenn auch die Tastenbelegung teilweise unüblich ist. Da man in der Regel im privaten Haushalt aber nur einen Receiver zu bedienen hat, dürfte das nicht all zu sehr ins Gewicht fallen. Man braucht die Fernbedienung nicht direkt auf das Gerät zu richten, der Radius der vom Receiver zu empfangenen Signale ist sehr angenehm und mehr als ausreichend.

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Wie bei uns üblich, verbinden wir den Receiver per einzeln abgeschirmtem Scart-Kabel mit einem 100Hz Thomson-TV, zur Kontrolle auch mit 50Hz Fernsehern von Philips und JVC. Die Tonausgabe erfolgt über Spdif an einer AC-3 Anlage. Der Regelbetrieb erfolgt an einer Triax UFO-Dachantenne, zum Vergleich werden eine aktive Thomson 210 Zimmerantenne und ein passiver Technisat-Stab hinzugezogen.

Das Setup

Direkt nach dem Anschluss und erstem Einschalten öffnet der Kreiling sein Setup-Menue. Die Sprache ist auf Deutsch voreingestellt.

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Wir beginnen mit der Installation. Da sich die 5V Speisespannung automatisch abschaltet, sobald eine nichtverstärkte Antenne hier einen Kurzschluss verursacht, ist eine Fehlkonfiguration hier unmöglich.

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Die Signale an den Fernseher geben wir mit RGB vor, die AC-3 Versorgung lässt sich problemlos voreinstellen.

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Der notwendige automatische Sendersuchlauf ist recht flott erledigt, der Kreiling erkennt an der Triax UFO alle im Dreieck Düsseldorf/Ruhrgebiet/Köln ausgestrahlten Sender. Auch die Kölner Bouquets mit den Sendern, die zusätzlich zum Angebot aus Düsseldorf angeboten werden, sind in der Senderliste zu finden. Der Kreiling speichert optimistische 1000 Sender, für DVB-T mehr als ausreichend.

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Das Speichern und Ordnen geschieht dank durchdachtem Bedienkonzept einfach und schnell und dürfte auch Anfänger vor keine großen Probleme stellen. Man kann mehrere Sender gleichzeitig markieren und im Block verschieben.

Sollte der Kreiling einige Kanäle nicht finden oder sollen gezielte Kanäle abgesucht werden, so kann dies durch den manuellen Suchlauf erledigt werden.

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Hier finden wir auch die ein wenig versteckte Feldstärke-Anzeige für Signalstärke und -Qualität. Die Antennenausrichtung würde durch einen extra Menuepunkt hierfür weit praxisgerechter und auch für Anfänger nachvollziehbar besser gelöst. Hier wirkt sich das Konzept des Vertriebs ausschließlich über Fachhändler wohl ein wenig negativ aus. Ist die Installation einmal abgeschlossen, kann man die “Tunerinfos” über die ?-Taste jederzeit abrufen.

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Das OSD/EPG

Beim Umschalten auf einen anderen Sender zeigt der Kreiling ein ausführliches Info-Feld, welches das aktuelle und das folgende Event anzeigt.

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Ein erneuter Druck auf die Info-Taste offenbart die ausführliche Textinfo des emfangenen Events.

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Das EPG zeigt eine chronologische Auflistung mit den 6 nächsten Sendungen des ausgewählten Senders.

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Mit den Pfleitasten lässt sich die Programmübersicht rauf- und runterscrollen. Über die blaue Farbtaste kann man solange tageweise durchblättern, wie der Sender Informationen bietet.

Die Anleitung verschweigt völlig, das mit dem KR 1100-T auch eine Vorprogrammierung von Sendungen möglich ist. Leider geschieht das nicht im EPG durch Tastendruck, sondern manuell im Menue “Timerprogrammierung”. Ähnlich wie beim Vídeorekorder können hier nun Anfangs- und Endzeit eingegeben werden.

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Die eingestellten Werte werden in einer Liste übernommen. Startet der Kreiling die Timerzeiten, kann er auch entsprechend ausgerüstete Aufnahmemedien automatisch steuern.

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Das OSD selbst kann über das Setup in drei vorgegebenen Grundeinstellungen farblich verändert  und in Sprache und Transparenz angepasst werden.

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Der Empfang

Der gewohnt empfindliche Thomson-Tuner liefert problemlos alle in der Region verfügbaren Sender in vorzüglicher Qualität. An der Triax UFO und der Thomson Zimmerantenne werden auch die Kölner Sender gelistet, die im Düsseldorfer Bereich noch fehlen. Der Empfang dieser Sender über die Triax UFO ist auch relativ gut zu geniessen, solange elektrische Störungen anderer Geräte ausbleiben. Darauf reagiert der Kreiling äussert sensibel, ähnlich wie der Kathrein 574 vor dem Update. Hier war also der Hersteller mit einer neuen Firmware gefragt, die seit dem 18.03.05 online ist und die Störungen durch elektrische Signale minimiert. Die ortsüblichen Sender der Region Düsseldorf werden bei Empfang über die UFO störungsfrei wiedergegeben. An der Thomson-Zimmerantenne schwächelt der Kreiling auch mit neuer Firmware mit seiner sensiblen Art, auf elektrische Störungen zu reagieren. Der unverstärkte Technisat Stab bringt hier deutliche Abhilfe. Mit einer geeigneten Antenne und einem Firmware-Update kann dem Kreiling also ein störungsfreier Empfang der ortsüblichen Bouquets bei hoher Tunerempfindlichkeit attestiert werden.

Die Geschwindigkeit

Der Kreiling reagiert prompt und ohne Verzögerung auf Befehle der Fernbedienung. Jedes Bild wird bei DVB nur alle halbe Sekunde komplett neu aufgebaut. Diese Zeit braucht ein DVB- Receiver mindestens, um zwischen den Kanälen umzuschalten. Der Kreiling genehmigt sich keine Millisekunde länger zum Kanalwechsel und sprintet auch zwischen den Bouquets mit Rekordgeschwindigkeit hin- und her.

Das Bild

Der Kreiling bietet ein gutes Bild bei RGB und ein prinzipbedingt annehmbares Resultat über Fbas. Der RF-Modular ist aussergewöhnlich hochwertig und stellt doch prinzipbedingt die schlechteste Möglichkeit da, das Gerät anzuschliessen. Ist man aber auf den Modualtor angewiesen, empfiehlt sich der Kreiling als absoluter Geheimtip.

Auch der Kreiling basiert auf einem DVB-S Bruder. Bei guten Datenraten liefert er ein entsprechend scharfes Bild ohne Fragmente und Klötzchenbildung. Wird die Datenrate schwächer, arbeitet die Fehlerkorrektur leidlich gut, das Bild wird deutlich unruhiger. Auch hier wäre eine reine DVB-T Entwicklung wohl ausgereifter. Der Kreiling verkneift sich aber die milchige Wiedergabe einiger Conexant-Lösungen bei schwächeren Datenraten, bleibt kompromisslos scharf.

Der Ton

Der Kreiling bietet die löbliche Auswahl von optischem und coaxialem Spdif. Beide Ausgänge liefern an einer AC-3 Anlage sehr gute Resultate mit kristallklaren Höhen und druckvollen, konturierten Bässen. Neben der Voreinstellung des AC-3 im Menue müssen DD-fähige Sender aber noch einmal mit der Fernbedienung auf die AC-3 Spur voreingestellt werden. Diese Einstellung bleibt dann gespeichert.

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Der Kreiling schaltet problemlos zwischen den DD-Verfahren hin- und her, das ZDF mit seiner 3.1 Übertragung und SAT 1 mit diversen DD-Versuchen über DVB-T liessen ihn zu keiner Zeit stolpern.

Über Chinch analog mit einer Stereo-Anlage verbunden, liefert der Kreiling nicht den sonst üblichen Rauschteppich, dafür schienen die Höhen einen Tick abgeschnitten, ohne das das Gerät betont dumpf klingt.

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Der KR 1100-T hat einen eingebauten VT-Dekoder ohne Seitenspeicher, bereitet das VT-Signal aber auch für das TV auf.

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Das Update

Kreiling bietet auf seiner Homepage Updates für den KR 1100-T an. Diese werden mit dem PC über ein normales, nicht gekreuztes RS 232 Kabel mittels Windows-Hyperterminal eingespielt. Eine fertige Konfig-Datei für das Hyperterminal und eine PDF-Beschreibung liegt der Zip-Datei bei.

Der Support

Da die Bedienungsanleitung einige Fragen offen lässt, bemühten wir inkognito einige Male per e-mail den Kreiling Support. Dabei wurde ausnahmlos am selben bzw. nächsten Arbeitstag kompetent und verbindlich geantwortet. Vorbildlich!

 


 

Pluspunkte

Minuspunkte

  • sehr guter Empfang
  • komplette Anschlussmöglichkeiten
  • Rekord-Umschaltgeschwindigkeit
  • gutes Bild
  • guter Ton
  • umfangreiches EPG
  • stabile Software
  • automatische 5V Abschaltung
  • guter Support
  • FW-Update über PC
  • prompte Reaktion auf Fernbedienung
  • vorzüglicher RF-Modulator
  • unkomplette Bedienungsanleitung
  • anfällig gegen elektrische Störung
  • zu kleine Tasten auf der Fernbedienung
  • kein S-Video
  • VCR-Scart nur mit Fbas
  • DVB-S Adaption
  • kein echter Ausschalter

Fazit

Der Kreiling KR 1100-T ist ein ungewöhnlicher Receiver. Er bleibt jederzeit seriös und verbindlich im Gebotenen, wirkt wie ein Geschäftsmann in Schlips und Kragen. Eine Anschlussvielfalt, die ihresgleichen sucht, sehr genaue Einstellungsmöglichkeiten im Setup und die prompte Reaktion auf jegliche Bedienschritte machen ihn zu einem sehr angenehmen Receiver, der mit jedem seiner Konkurrenten ähnlichen Preises mithalten kann. Die elektrischen Störungen beim Empfang werden mit dem aktuellen Firmwareupdate minimiert. Bild und Ton liegen auf hohem Niveau, auch wenn S-Video fehlt und die VCR-Scart-Buchse nur mit Fbas-Signalen klarkommt.

Der “Silberbarren” hält den Rekord bei der Umschaltgesschwindigkeit der von uns bis jetzt getesteten DVB-T Receiver und kann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung einheimsen.

Es würde uns aber freuen, wenn Kreiling bei der nächsten Generation DVB-T Receiver nicht auf ein adaptiertes Gerät von DVB-S, sondern eine DVB-T Eigenentwicklung mit entsprechender Fehlerkorrektur zurückgreift. Aber da reiht sich der Kreiling in die Reihe der am Markt angebotenen Receiver ein und bildet keine Ausnahme.


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Hersteller/Anbieter: Kreiling
 

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