DENVER DVD 311
Stand: 18.5.2001




Von der Firma DENVER gab es in der Vergangenheit zwei Modelle mit der Bezeichnung JVD200 und JVD211. Beide Vorgänger basieren auf dem bekannten Zoran Vaddis III Chipsatz, der mittlerweile in vielen Low-Budget Playern verwendet wird. Der JVD211 (silber) bzw. JVD210 (schwarz) ähnelt dem Phonotrend S2100 stark und ist wahrscheinlich weitest gehend baugleich. Die DENVER Geräte wurden unter anderem als PremiereWorld Abo-Geschenk verkauft, wie zuvor auch Player von Minowa. Der aktuelle DVD311 wird neuerdings auch als Abo-Geschenk verschickt, obwohl PremiereWorld noch mit dem 211er Modell wirbt. Insofern ist unser vorliegendes Modell eigentlich eine Falschlieferung.

Lieferumfang:

  • Fernbedienung

  • Anleitung in Deutsch


  • Die Anschlüsse auf der Rückseite:


  • 5.1 Decoderausgang (6 x Cinch)

  • S-Video Output

  • FBAS Output

  • SCART Ausgang

  • Optischer und Koaxialer Digitaloutput



  • Sowohl Lieferumfang als auch Anschlüsse kann man als einfach bezeichnen. Zwar finden sich alle notwendigen Anschlüsse auf der Rückseite des Players, davon immerhin sechs Cinch Anschlüsse für den eingebauten 5.1 Decoder, auf jeglichen Zusatz in Form von zweiter SCART Buchse oder separatem Stereo Line-Out hat man jedoch verzichtet. Den Player jedoch ohne jegliches Kabel auszuliefern ist unüblich, liegt den meisten Playern zumindest ein normales Cinch Video/Audio oder gar SCART Kabel bei. Die Optik des Players entspricht exakt dem JVD211 Modell, was sicher etwas irreführend sein dürfte. Insgesamt ist das Design durchaus gelungen, sogar eine Metall-Frontplatte wurde verwendet.

    Das Setup


    verrät leider schon vieles. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern handelt es sich beim DVD311 nicht um einen Zoran, sondern ESS Player. Dies verrät das für ESS Player typische Design der Setup-Einstellungen. Die Einstellungen selbst gestalten sich als sehr umfangreich:


    Auf der allgemeinen Einstellungsseite lassen sich TV und Audio Ausgang konfigurieren. Neben TV Format und TV Norm findet sich auch die für ESS ebenfalls typische Audio-Ausgangseinstellung, die wahlweise Analog, Digital RAW (Bitstream) oder Digital PCM (Downmix) zulässt, wieder. Eine gleichzeitige Ausgabe von analogem Downmix und Digital Bitstream ist leider nicht möglich.

    Speaker Einstellungen


    Da der DVD311 über einen eingebauten 5.1 Decoder verfügt, bietet er dementsprechende Konfigurationsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu vielen Zoran basierten Playern bietet der DVD311 eine wesentlich umfangreichere Palette an Einstellungen.


    Subwoofer, der mittlere und die hinteren Lautsprecher lassen sich wahlweise ein- oder ausschalten, und sogar Verzögerungen können konfiguriert werden. Dies ist besonders wichtig, um den Raumklang ordentlich abstimmen zu können. In diesem Punkt lässt der DVD311 keine Wünsche offen.

    Dolby Einstellungen


    Auch die Dolby Prologic Einstellungen können sich sehen lassen. Neben automatischer Dolby-Prologic-Downmix Funktion bietet er eine normgerechte Dynamik Kompression, die sich in verschiedenen Schritten einstellen lässt. Sie wirkt sich jedoch nur bei entsprechend codiertem Ausgangsmaterial aus, und nicht z. B. auf Audio CD, MP3 oder SVCDs. Dergleichen Einstellungsmöglichkeiten zählen zumindest bei den aktuellen ESS Playern zum Standard.

    Sonstige Einstellungen


    Unter "Präferenzen" findet mal recht üppige Sprach-Einstellungen, die es erlauben, für Filmsprache, Untertitel und Menüs jeweils zwischen "Englisch", "Französisch", "Spanisch", "Chinesisch", "Japanisch" und "Deutsch" zu wählen. Auch in diesem Punkt kann der DVD311 voll überzeugen.

    Fernbedienung


    Sie entspricht weitest gehend der alten JVD200/211 Modelle, lediglich einige Tasten wurden aufgrund anderer Features neu benannt. So fehlen "Game" oder "Mark" sowie "Mode" und "3D". Dafür sind "Random" und "PAL/NTSC" hinzugekommen. Die Bedienung ist nicht ganz ergonomisch, aber durchaus praktikabel. Man hat sich ja mittlerweile daran gewöhnt, daß DVD Player Fernbedienungen anscheinend nach völlig unterschiedlichen Philosophien konzipiert sind.

    Innereien


    Im Inneren arbeitet das bekannte DVS DSL710A Laufwerk (Firmware LO12) mit Atapi Schnittstelle. Auch diese Version des DSL710A lässt sich per CD updaten, so haben wir erfolgreich ein Update auf die Version LO15 durchgeführt. Und auch dieses 710A Laufwerk spielt einige CDR Medien mit deutlich hörbarem "Schleifgeräusch" ab, ansonsten ist es recht leise und zuverlässig. Der Aufbau entspricht dem Standard, wobei sich der Hauptprozessor ESS VideoDrive ES 4408F auf der Platine zur Rechten des Laufwerks befindet:


    Das EPROM ist gesockelt, was zumindest einen Sicherheitsaustausch ermöglicht. Zwar sind uns noch keine Tastencodes für Region-Code Einstellung, Macrovision und Firmware-Update bekannt, dennoch sollten diese existieren. Die Aufschrift auf der Platine ist: NEO-VI Rev.A2B2 2000.9. Als Video-Encoder wurde der ADV7171-KSU von Analog Devices verwendet. Interessanterweise scheint die Platine auch für andere Player vorgesehen zu sein, da die Anschlüsse für Karaoke und Kopfhörer beide vorhanden (rechts neben Atapi Anschluss), aber nicht belegt sind. Es wäre interessant zu erfahren, ob es Clones gibt, oder wer der Ursprungshersteller aus Asien ist.

    DVD Bildqualität

    Aufgrund des verwendeten ESS Chipsatzes leidet der DVD311 natürlich auch unter bestimmten "Bild-Krankheiten". Ähnlich wie SAMPO DVE560, Grundig GDV130, SCOTT 838, Supervision 1000, Desay 8302 oder andere ESS basierte Player zeigt auch der DENVER DVD311 ein deutlich sichtbar schlechteres Bild bei DVD als z. B. die Vorgängermodelle. Zwar kann er sich im oberen Feld der artverwandten ESS Player behaupten und ist wesentlich besser als die alten SAMPO oder SCOTT Modelle, dennoch zeigt er das typische ESS Farbpumpen. Hierzu liegen zwei Beispiele zum Download bereit:

  • Payback Demo auf DENVER DVD311 (ca. 3,4 MB)

  • Payback Demo auf Amoisonic DVD8000 (ca. 3,4 MB)


  • Im Gegensatz zu älteren ESS Playern zeigt der DVD311 keine sichtbaren Farbtreppchen oder Artefakte (ganz schlimm beim ersten SCOTT DVD838 Player). Wie die beiden Beispiele dennoch zeigen, ist das Bild des DVD311 deutlich unruhiger (siehe auch den entsprechenden Artikel im Technikbereich). Bei einigen DVDs (z. B. "First Strike", Kapitel 9) zeigt er auch leicht pumpende Klötzchen. Trotz guter Bildschärfe und sauberem FBAS sowie S-Video Signal muss sich auch der DVD311 allen anderen Nicht-ESS Playern deutlich geschlagen geben. Der Grundig GDV130 kann sich aufgrund vieler zusätzlicher Features etwas vom Feld dieser Player abheben, aber was bietet der DENVER als Ausgleich?

    Die Zoom Funktion


    Erfreulicherweise stellt die Zoom Funktion eine 1,5fache Stufe zur Verfügung. Mit dieser Zoomstufe können 1:1,85 Bilder zu 4:3 Vollbilder "aufgebläht" werden. 4:3 Puristen werden dies zu schätzen wissen, andere schütteln nur mit dem Kopf. Die Qualität des Zooms ist gut.

    Normwandlung


    Für manche immer noch interessant ist die Möglichkeit, NTSC Filme auf PAL VHS zu überspielen. Dabei muss der DVD Player das NTSC Signal in ein PAL kompatibles Signal verwandeln, welches der Videorecorder auch aufzeichnen kann. Die meisten DVD Player können dies nur ungenügend. Ältere ESS Serien hatten die Eigenschaft, das Bild stark in vertikaler Richtung zu dehnen (Eierköpfe), andere Geräte ruckeln unerträglich, und einige können es gar nicht. Der DVD311 macht dabei eine recht gute Figur. Wie man anhand der Beispielbilder erkennen kann, wird das Bild nur leicht gedehnt, was aber kaum ins Gewicht fällt. Auch das Ruckeln hält sich in Grenzen.

    VCD / SVCD Fähigkeiten

    Er meistert eigentlich alle Auflösungen von 352x288 bis 720x576 Bildpunkten ohne grosse Probleme. Dazu zählen die wichtigen 352x576, 480x576, 528x576, 544x576, 704x576 und 720x576, die unter anderem beim Digital-Fernsehen gebräuchlich sind. Er spielt auch die hohen Auflösungen bis zu einer Datenrate von ca. 5000Kbits ruckelfrei ab, insofern scheint er als SVCD Player gut geeignet zu sein, wäre da nicht das Audio-Problem. Nach unseren Tests hat der DVD311 erhebliche Probleme, die Synchronisation zwischen Bild und Ton nach Vor-, Zurückspulen oder Zeitsprüngen beizubehalten. Nach vielen Tests mit unterschiedlichen SVCD Typen mussten wir schließlich feststellen, dass er bei weitem nicht an die Stabilität eines Cyberhome rankommt, der in Punkto SVCD einfach alles spielt. Normale VCDs, DVCDs spielt er jedoch ohne nennenswerte Probleme. Auch XVCDs und SXVCDs laufen weitest gehend, auch wenn Spulen kaum möglich ist. Zwar lassen sich die auftretenden Asynchronitäten oft nach Durchschalten der Audio-Spuren wieder korrigieren, dennoch scheint der Ton bei längerer Spielzeit immer ein wenig mehr auseinanderzulaufen. Merkwürdig ist zudem, dass die Zeitanzeige völlig verrückt spielt, wenn man mit GOTO an eine bestimmte Stelle springt. Auf Dauer ein wenig nervig das Ganze. Auch die sogenannte DIGEST Funktion kann der Player bieten, jedoch ist es uns nicht gelungen, diese auf einen einzelnen Track mit neun Pseudo-Kapiteln anzuwenden. Desweiteren ist sie zudem sehr langsam und kaum brauchbar.

    MiniDVD


    Zu unserer grossen Überraschung spielt der DVD311 zumindest ansatzweise MiniDVD. Eine Beispiel-MiniDVD (siehe Bild), die auf dem SAMPO DVE560 zu Demozwecken gespielt wurde, konnte der DENVER zumindest als DVD erkennen und auch anspielen. Leider gab es zahlreiche Ruckler und Tonprobleme, auch bei Material geringerer Bitrate. Das liess uns natürlich nicht ruhen:


    Der obige Testaufbau zeigt ein angeschlossenes Toshiba DVD SD-M1502 mit 1012 RPC-1 Firmware, welches sich an die At-Bus Schnittstelle des DENVER DVD311 anschliessen lässt. Und tatsächlich laufen mit dem angeschlossenen M1502 Laufwerk unsere MiniDVDs fast einwandfrei durch. Zwar dreht das Toshiba DVD ziemlich auf maximaler Geschwindigkeit, regelt sich aber oft selbst wieder runter. Da unsere MiniDVD schon mit hohen Datenraten aufwartete, wurde gleich ein weiterer SVCD Bitratentest durchgeführt. In der Tat spielt der DVD311 mit diesem Laufwerk jetzt sogar Mpeg2 Dateien auf SVCD mit 9000Kbits, die gleich zu Anfang einer CDR liegen. Bisher konnten wir dies mit keiner Testkonfiguration erreichen. Eine erstaunliche Kombination.

    MP3 Funktionen


    Ein gewohntes Bild zeigt auch die MP3 Funktionalität. Es scheint, als ob völlig unterschiedliche Entwicklungsteams an ESS Firmware Versionen für diverse Hersteller arbeiten. Vergleicht man die MP3 Darstellung mit Grundig GDV130 oder Yamakawa 788, so muss sich der DVD311 deutlich geschlagen geben. Zwar bietet er auch die begehrte Random Funktion sowie Titelprogrammierung und spielt alles zwischen 128 und 256 Kbits einwandfrei ab, doch die Darstellung der Ordner und Titel lässt stark zu wünschen übrig. So werden nur 8 Zeichen dargestellt, wobei Leerzeichen auch noch durch 'O' ersetzt werden, was nicht gerade zur Übersicht beiträgt. Tracks können mit den Zifferntasten direkt angesprungen werden, das Durchsuchen der Ordner mit den Pfeiltasten während der Wiedergabe sowie die Random/Program Funktionen entschädigen etwas für die etwas spartanische Optik. Immerhin sind die gebotenen MP3 Funktionen umfangreicher als bei jedem Zoran basierten DVD/MP3 Player.

    Die Klangqualität kann durchaus überzeugen. Während der gesamten Testphase machte der Klang bei DVD, SVCD und MP3 einen ordentlichen Eindruck. Gerade der MP3 Klang wirkte störungsarm und klar, so konnten wir Unterschiede zwischen 192 und 320 Kbits sowie VBR kaum ausmachen. Über die Qualität des 5.1 Decoders im Vergleich zu externen Geräten oder Verstärkern können wir leider nichts sagen.

    PluspunkteMinuspunkte

    • Sehr gute Einstellungsmöglichkeiten

    • Viele SVCD Auflösungen

    • Guter MP3 Klang sowie bis 320Kbits und VBR

    • MP3 Random und Program Play

    • Brauchbare Normwandlung

    • RGB über SCART möglich

    • Spielt MiniDVD (eingeschränkt)


    • Ungenügender Lieferumfang

    • Unterdurchschnittliche Bildqualität

    • Vergleichsweise veraltete MP3 Darstellung

    • Viele Probleme bei SVCDs




    Fazit:

    Der DVD311 wird seit Anfang 2001 in verschiedenen Paketen als Werbegeschenk verkauft. Rechnerisch liegt er meist bei ca. DM 400,-. Für diesen Preis bietet er von allem etwas, aber eigentlich nichts richtig aufregendes. Lediglich die brauchbare MiniDVD Funktion in Kombination mit dem Toshiba DVD hebt ihn ein wenig von anderen Playern ab. In Punkto Bildqualität muss er klare Abstriche gegenüber seinen Vorgängern machen, und SVCD sowie MP3 können z. B. Cyberhome bzw. Grundig GDV130 deutlich besser. Dennoch kostet der Grundig mindestens DM 100,- bis DM 150,- mehr, und es gibt schlechtere Player, die teurer sind. Ein guter Zoran basierter DVD Player kostet auch mindestens DM 500,-, lediglich der Cyberhome ist für eine ähnliche Summe zu haben, aber auch dieser hat seine Schwächen. Alles in allem wird er seinem Preis in etwa gerecht, auch wenn die meisten Features nicht endgültig überzeugen können. Es bleibt die Frage offen, ob man nicht doch einen Aufpreis bezahlen soll, um wenigstens einen halbwegs perfekten DVD Player, MP3 Player oder SVCD Player zu bekommen. Die Summe der Ansprüche definiert letztendlich die Kaufentscheidung, und nach reiflicher Überlegung muss man sagen, dass der DENVER DVD311 irgendwo hinten runterfällt, weil er eben nichts richtig gut kann. Wer als PremiereWorld Kunde das Modell 211 erwartet in der Hoffnung, günstig einen guten Zoran Player ergattert zu haben, wird womöglich enttäuscht sein. Der Rest der Kundschaft wird's eh nie merken, oder das Ding schleunigst bei Ebay verkloppen.

    Links:

    DENVER Homepage

    DENVER Homepage International

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