Philips DVD 622
Stand 11.07.2001




Philips gilt als einer der Vorreiter digitaler Videoarchivierung auf CD und DVD. Die verschiedenen VCD und SVCD Standards wurden u. a. von Philips mitentwickelt und verabschiedet. Auch das in der Versenkung verschwundene, CDi System wurde von Philips propagiert. Lediglich die VideoCD bzw. SuperVideoCD hat sich mittlerweile auch weltweit etabliert, jedoch mit starker Unterstützung des asiatischen Marktes, der diese Medien erst massentauglich gemacht hat. Um so verwunderlicher erscheint es, dass Philips selbst den VCD bzw. SVCD Standard in den ersten Geräteserien nicht offiziell implementiert hat. Erst jetzt, da der Markt schon vor lauter SVCD und MP3 fähiger Player zu überschwemmen droht, kommt Philips mit einem SVCD/MP3 fähigen Player auf den Markt. Und das für knapp DM 600,-. Ohne einen 5.1. Decoder ausgestattet muss sich der Player gegen die Vielzahl asiatischer Produkte zwischen DM 400,- und DM 600,- behaupten.

Lieferumfang:

Anschlussmöglichkeiten



Sparsam präsentiert sich die Rückseite des Gerätes. Unverständlicherweise hat man sowohl auf den optischen Digitalausgang als auch auf eine S-Video Buchse verzichtet. Pfennigsbauteile, die wahrscheinlich in den grösseren Serien für DM 100,- Aufpreis enthalten sein dürften. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man versucht, die eigene Geräteserie für den Kunden transparenter und unterscheidbarer zu machen. Im Vergleich zur Konkurrenz von Mediencom und Cyberhome mit ihren 5.1 Decodern und teilweise üppigen Anschlussmöglichkeiten wirkt der um DM 200,- teurere Philips eher lächerlich.

Fernbedienung


Die Fernbedienung ist typisch Philips. Wie auch bei anderen Modellen oder Digital-SAT Boxen wurden so viele Tasten wie möglich gespart, um das Ganze noch mit einer Hand bedienbar zu machen. Dies funktioniert auch in der Regel sehr gut, wären da nicht solch grobe Unmöglichkeiten wie SKIP und Spulen auf eine Taste zu legen. Da viele Funktionen nur über das DISPLAY OSD erreichbar sind, wurden auch keine PROGRAM, GOTO, SLOW Tasten berücksichtigt. Die Bedienung im laufenden Betrieb macht dies jedoch nicht gerade flüssig.

TV Einstellungen


Die TV Einstellungen bieten das übliche Repertoir wie TV System (PAL/NTSC/AUTO) und TV Format (Letterbox, PAN/SCAN und 16:9). Eine Normwandlung von NTSC DVDs bei erzwungener PAL Einstellung wird jedoch nicht gemacht, sondern PAL60 ausgegeben. Trotzdem erscheint uns die PAL60 Ausgabe wenig befriedigend, wirkt sie doch etwas unruhig und signalschwach. Desweiteren bietet das Setup eine Schwarzwerteinstellung und die Justierung der Bildlage, welche bei unserem Gerät auch bitter nötig war, denn das Bild war viel zu weit nach links gerückt. Ohne, dass man es speziell einstellen muss, liefert der DVD622 über den SCART Ausgang auch ein RGB Signal.

Farbjustierungen


Im Gegensatz zu Billigplayern aus Asien bietet der Philips 622 eine Farbjustierung, welche die Bildausgabe für unterschiedliche Geräte anpassen lässt. So kann man zwischen drei voreingestellten und einer eigenen Konfiguration wählen, die Farbsättigung, Helligkeit und Kontrasteinstellungen bietet. Mit diesen Hilfsfunktionen kann man zum einen Verluste bei der Übertragung des Videosignals ausgleichen, und zum anderen auch eine persönliche optimale Anpassung an den Fernseher vornehmen.

Audio Einstellungen


Der analoge Audio Ausgang lässt sich auf Stereo Downmix, Dolby Surround oder TruSurround (3D) einstellen. Der Digitalausgang kann Bitstream (hier ALL genannt) oder PCM Downmix anbieten bzw. auch abgeschaltet werden.

Sonstige Einstellungen


Die Sprache kann für Untertitel, Audiospur und Menü (=OSD) eingestellt werden. Leider kann man das OSD bzw. Konfigurationsmenü nicht auf Deutsch setzen. Auch eine Einstellung der DVD Menüsprache fehlt.

Natürlich darf auch hier nicht die "Elternsicherung" (= Access Controll) Einstellung fehlen. Desweiteren lassen sich Statusanzeige und eingeblendete Hilfetexte ein-/ausschalten sowie ein stromsparender Standby Modus aktivieren. Der für VCD und SVCD wichtige PBC Modus kann ebenfalls deaktiviert werden. Die normalerweise übliche PBC Taste auf der Fernbedienung hat man sich deswegen gespart.

DVD Funktionalität


Das OSD entspricht im wesentlichen den zahlreichen anderen Modellen von Philips, was die Verwendung des gleichen Chipsatzes mit modifizierter Firmware nahelegt. Neben eingeblendetem Medientyp und (Rest)Spielzeit hat man vollen Zugriff auf Tonspuren, Untertitel und Farbeinstellung. Per Cursortasten sind diese Settings im laufenden Betrieb änderbar. Optisch sehr nett aufgemacht gestaltet sich das schnelle Umschalten einzelner Einstellungen jedoch manchmal etwas umständlich. Auch sind die Funktionen Zeitlupe, Einzelbildweiterschaltung und Vorspulen mit den nicht beschrifteten Cursortasten nicht gerade intuitiv belegt. Nett ist die Bitratenanzeige, die man im laufenden Betrieb durch Betätigen der DISPLAY Taste erhält.


Per OSD Menü lässt sich das eingelegte Medium in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen abspielen. Allerdings wird man in der Regel doch eher die einfach zugänglichen Cursortasten benutzen, ehe man sich zur OSD Einstellung durchgehangelt hat.


Das Anspringen einer bestimmten Spielzeit geht aufgrund fehlender GOTO Taste auch nur per OSD Menü. Dummerweise befindet sich die Zeiteinstellung auf der dritten Seite, so dass ein einfaches Anspringen der Spielzeit kaum komfortabel funktioniert. Eine Frechheit ist die ZOOM Funktion, die fürchterlich langsam und unkomfortabel funktioniert. Es kann immer nur ein Bild gezoomt werden, von der Zoom-Wiedergabe fehlt jede Spur. Interessant ist, dass sich auch die SHUFFLE Funktion, die ausnahmsweise einmal auf der Fernbedienung als Taste vorhanden ist, auch bei DVD auswirkt. Ein Feature, welches kaum ein anderer DVD Player zur Verfügung stellt.

Insgesamt kann der Philips in Punkto Bildqualität voll überzeugen. Die spezifischen Einstellungsmöglichkeiten und eine exzellente Ausgabe über den RGB/SCART Ausgang lassen keine Wünsche offen. Auch macht das Laufwerk einen robusten Eindruck und läuft extrem leise. Die Bedienung im DVD Betrieb ist allerdings eher schlecht als brauchbar. Man hat sich wohl zu sehr von der völlig unbrauchbaren Philips DBOX II Software beeinflussen lassen, denn die ist eigentlich komplett für die Tonne.

Eine Codefree Einstellung ist uns zwar nicht bekannt, es ist jedoch wahrscheinlich, dass der bekannte "Philips Hack" auch beim DVD622 funktionieren könnte. Macrovision ist natürlich auch aktiviert und lässt sich auch nicht abschalten.

DVD-R/RW

Sowohl DVD-R als auch DVD-RW kann der Philips 622 spielen. Leider keine MP3 DVD-R/RWs, aber dies scheint für die meisten Player ein grosses Problem darzustellen.

VCD/SVCD

Der DVD622 unterstützt laut Featurebeschreibung sowohl VCD als auch SVCD. Er spielt sogar viele non-Standard Auflösungen wie 528x576 und 720x576 korrekt skaliert ab (auch Mpeg1 SXVCDs mit 480x576), scheitert jedoch schon an einer nur leicht erhöhten Datenrate, die die Verwendung von SVCDs und XSVCDs praktisch unmöglich macht. Auch XVCDs mit erhöhter Datenrate laufen nicht zufriedenstellend. Auch erscheint es uns, dass selbst SVCDs innerhalb der Spezifikation um 2500Kbits Probleme machen. Wahrscheinlich reichen geringste Peaks über 2600Kbits aus, um den Player zum Ruckeln zu bringen. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Billigplayer mittlerweile DSVCDs mit bis zu 5000Kbits beherrschen, würden wir den Philips für SVCD kaum empfehlen wollen. Selbst die aktuellen Pioneer Player machen da eine wesentlich bessere Figur, obwohl auch die sich weitest gehend an die Spezifikation halten.

WinOnCD 3.8 Photoalben sowie Nero Menüstrukturen spielt er jedoch meist ohne nennenswerte Probleme ab. In einigen Fällen konnten wir das Nero Menü nicht bedienen, obwohl die SVCD auf allen anderen Playern korrekt lief.

Audio / MP3


Erst bei Einlegen einer Audio CD offenbart sich die Programmiermöglichkeit einzelner Tracks. Ohne angeschlossenen Fernseher ist die Programmierung allein aus diesem Grund kaum möglich. SHUFFLE funktioniert natürlich auch bei AUDIO CDs, die in ordentlicher Qualität und ohne Pausen zwischen den Tracks abgespielt werden.

Der MP3 Modus gestaltet sich optisch sehr spartanisch. Weder Ordner noch Titelnamen werden angezeigt. Dafür, ähnlich wie bei den älteren Cyberhome Modellen, Ordner und Titelnummer sowie Spielzeit. Einzelne Ordner/Alben kann man mit Cursor hoch/runter anwählen und Titel innerhalb des Ordners mit den Zahlentasten bzw. Cursor links/rechts. Eine direkte Titelanwahl auf der gesamten MP3 CD ist nicht möglich. Abgespielt wird eigentlich alles, was möglich ist: von 32 bis 256 Kbits über 32,44.1 und 48Khz sowie VBR. Leider spielt der DVD622 keine Multisession CDs, und SHUFFLE funktioniert (natürlich) auch nicht. Die Qualität der MP3 Ausgabe ist tadellos, auch werden keine Sekunden am Anfang der Stücke abgeschnitten, wie das einige andere Player machen. Am Schluss noch ein bemerkenswertes Zitat aus der Anleitung:
"Das Herunterladen von MP3 Dateien aus dem Internet oder das Überspielen ("Rippen") von Titeln legaler CDs ist ein kompliziertes Verfahren." Ein Schmunzeln über solch verblümte Formulierungen können wir uns an dieser Stelle kaum verkneifen.

PluspunkteMinuspunkte

  • Exzellente Bildqualität
  • RGB über SCART
  • Bildlage und Farbeinstellung
  • Gute Soundqualität
  • Hohe MP3 Kompatibilität
  • Spielt CDR und CDRW
  • Liest DVD-R/RW
  • Unglückliche Fernbedienung
  • Kein optischer Digitalausgang
  • Kein S-Video Ausgang
  • Kein SHUFFLE/RANDOM Play bei MP3
  • Mangelhafte X/VCD und X/DSVCD Möglichkeiten
  • Schlechte Zoom Funktion
  • Umständliche OSD Bedienung
  • Spartanische MP3 Möglichkeiten
Fazit:

"Let's make things better" schreibt Philips gerne auf ihre Kartons. Tja, leider trifft das auf DVD Player von Philips wohl kaum zu. Zwar kann der DVD622 in Punkto Bildqualität überzeugen, doch zeigt er im Vergleich zur Konkurrenz zu viele Schwächen und Mängel. Allein der Name Philips rechtfertigt noch keine DM 600,- für einen so genannten Alleskönner, der sich in den meisten Bewertungskriterien der günstigeren Konkurrenz geschlagen geben muss. Zwar spielt er CDR, CDRW, VCD, SVCD, MP3 und sogar DVD, aber nur letzteres erledigt er zur vollsten Zufriedenheit, mal abgesehen von der insgesamt viel zu umständlichen Bedienung des Players. Die fehlende SHUFFLE Funktion bei MP3 vermisst man schmerzlich, und die mangelhaften XVCD und DSVCD Fähigkeiten können nur schwer von der guten Bildqualität und ordentlichem Sound kompensiert werden. Dafür sind DM 600,- einfach zu viel. Philips täte gut daran, auch Playern bis DM 600,- solche Kleinigkeiten wie S-Video Anschluss oder optischen Digitalausgang zu spendieren.

Links:

Philips Deutschland

Fragen, Anregungen, Ergänzungen?

Einfach Email an: philips@dv-rec.de

(c) 2001 Artemis
DV-REC Homepage
























Nordland Schiffsreise