Cytron / TCM DVD-Recorder
Erste Fassung: 0.9 - Stand: 21.12.2003 / Letzte Fassung: 0.91 - Stand: 23.12.2003


Noch bevor Tchibo den ersten nuklear-gesteuerten-Kaffeeautomaten das Licht der Welt erblicken lassen möchte, entschied die Abteilung für technische Angelegenheiten - auch TCM genannt - jetzt rechtzeitig vor Weihnachten 2003 einen echten DVD-Recorder auf den Markt zu werfen. Zugegeben, die TCM-Hifi-Geräte, allen voran die eher miesen DVD-Player, machen hier nicht gerade Hoffnung. Doch da auch TCM nicht selbst produziert, sondern irgendwo in der Welt einkauft, besteht immerhin die theoretische Möglichkeit, daß auch ein DVD-Recorder aus dem Laden der Bohnen etwas taugen könnte. Die Ausstattung liest sich in jedem Fall schon appetitanregend. Ausgestattet mit einem integrierten 5.1 Decoder, progressivem YUV-Ausgang und einer Firewire-Buchse siedelt sich das Gerät zumindest von den Daten her zu Recht im Preisbereich um ca. € 400,- an.

Anschlüsse auf der Rückseite:

Leider wurde bei den Anschlüssen keine zweite SCART-Buchse berücksichtigt. Stattdessen findet man eine Buchse vor, die sowohl als Ein- als auch Ausgang verwendet werden kann. Dummerweise ist diese auch als Ausgang nicht im RGB-Modus zu verwenden, da der Player hier nur Fbas oder Progressive-Scan Signale ausgeben kann. Bleibt die S-Video-Buchse als optimale Lösung für beste Bildqualität übrig. Diese befindet sich aber zu allem Übel auch noch nur auf der Rückseite, und ist kein Bestandteil der Frontanschlüsse, die aus drei Cinch-Video/Audio Buchsen und einem vierpoligen Firewire-Anschluss bestehen.

Fernbedienung:

Die Fernbedienung wirkt zwar etwas billig, liegt aber recht gut in der Hand und besitzt genau auf Daumenhöhe die Cursortasten. Das Druckgefühl ist auch in Ordnung, und deutlich besser als beim Modell von TEVION beispielsweise. Die Anordnung der Tasten auf kleinem Raum ist aufgrund der Vielzahl an Funktionen natürlich nicht so optimal gelöst, aber immerhin halbwegs sinnvoll sortiert. Dabei helfen auch die recht handlichen Tasten um das blaue Kreuz, die sich auch blind schnell bedienen lassen. Auch die Reaktion des Players auf Befehle der Fernbedienung ist in Ordnung. Als Zubehör liegen dem Recorder neben den Batterien zur Fernbedienung auch die Kabel für SCART, Video/Audio, YUV-Cinch und Antenne bei.

Das Setup

Die Grafik des Setups und des gesamten OSD lässt sich, gelinde gesagt, als "nicht so ganz gelungen" bezeichnen. Die Optik und vor allem der Zeichensatz wirken sehr billig. Einige Zeichen sehen aus, als ob sie für eine andere Bildauflösung erstellt wurden. Immerhin ist die Bedienung recht zügig und Aufteilung der einzelnen Funktionen durchaus übersichtlich. Interessant ist, daß sich als TV-Standard nur verschiedene PAL-Formate einstellen lassen, aber kein NTSC, obwohl dieser Modus über die Fernbedienung mit der entsprechenden Taste ausgewählt werden kann. Desweiteren verfügt der Playerteil zwar über einen Dolby Digital und DTS-Decoder, doch im Setup finden sich lediglich Einstellungen zum Downmix und Digitalausgabe. Weit und breit keine Lautsprecher-Einstellungen zu finden. Hier bietet der Player doch deutlich zu wenig.

TV-Funktionen

Die Sendersuche lässt sich ebenfalls über das Hauptsetup aktivieren. Immerhin wird während der Suche kein hässlicher Blockbalken, sondern eine Prozentanzeige dargestellt. Mehr Informationen gibt es aber nicht. Nach Beendigung des Suchvorgangs können die Sender über die PROGRAM-Taste ausgewählt, umsortiert und gelöscht werden. Leider lässt auch hier der Komfort insgesanmt arg zu wünschen übrig. Wenigstens eine Senderbezeichnung, die bei Programmwechsel eingeblendet wird, hätten die Entwickler vorsehen können.

DVD-Player-Funktionen

Im DVD-Player-Betrieb liefert der Tchibo-Recorder Standardkost. Das Bild wirkt dabei aber etwas zu farbintensiv, besonders über die normalen Cinch-Videoausgänge oder SCART-Fbas. Der S-Video-Ausgang ist zwar etwas besser, und vor allem schärfer, aber dennoch ist das Bild nicht ganz so präzise und ausgeglichen wie es sein sollte. Alles in allem bewegen wir uns hier aber noch im akzeptablen Bereich. Die OSD-Anzeige sieht halbwegs brauchbar aus, und gestattet während der Wiedergabe auch Änderungen der Kapitel/Titel/Spielzeit sowie Ton und Untertitel. Letztere nur, wenn die eingelegte DVD dies auch erlaubt. Ein Vor- und Zurückspulene ist mit bis zu 16-facher Geschwindigkeit möglich.

Die Zoom-Funktion, die das Bild bis zu einer achtfachen Vergrößerung aufziehen kann, blendet eine - leider nicht abschaltbare - Bildvorschau in der linken oberen Bildecke ein. Der entsprechende Ausschnitt wird dabei mit einem kleinen Rahmenfenster dargestellt, und lässt sich mit den Pfeiltasten verschieben. Die Qualität des Zooms ist brauchbar - solange man keinen Film mit DTS-Ton anschaut. Hier produziert der Player im Zoom-Modus störende Bildfehler, die auf eine fehlerhafte Firmwareprogrammierung schliessen lassen (siehe folgende Abbildung).

VideoCD, SVCD und MiniDVD

Standard VideoCD und SVCDs spielt der Player gut ab, auch wenn sie zwei Audiospuren besitzen. Probleme gibt es aber bei allem, was nicht exakt dem Standard entspricht oder im NTSC-Format vorliegt. Letztere ruckeln sogar, wenn der Player manuell in den NTSC-Modus geschaltet wurde. XSVCDs werden entweder gar nicht, oder nur zum Teil abgespielt. Bei einigen Scheiben spielt der Player exakt bis zur Zeitmarke 36 Sekunden und stoppt dann einfach. Der SVCD-Betrieb ist also nur sehr notdürftig implementiert worden, sodaß der Player hierfür eher wenig geeignet erscheint.

Abspielen von JPG-Daten-CDs

Auch der Tchibo kann JPEG-Dateien direkt von Daten-CDs - leider nicht DVDs - abspielen. Dabei bietet er jedoch keine Playlist an, oder stellt entsprechende Funktionen zur programmierten oder Zufallswiedergabe zur Verfügung. Alle Bilder, auch wenn sie sich in unterschiedlichen Ordnern befinden, werden einfach hintereinander abgespielt bzw. dargestellt. Mit den Pfeiltasten können diese dann noch rotiert, und mit der Zoom-Taste vergrössert und auch verkleinert werden. Über die DIGEST-Funktion bietet der Player eine Menüvorschau an, die aus jeweils neun Symbolbildern besteht. Der Aufbau dieser Vorschau dauert aber seine Zeit (ca. 15 Sekunden), sodaß das einfache "Durchzappen" nicht wirklich möglich ist. Übergangseffekte stehen auch nicht zur Verfügung. Fazit: Immerhin besser als nichts.

Audio- und MP3-Betrieb

Die Darstellung der Titel im MP3-Betrieb ist immerhin etwas besser, als dies bei den meisten Billigplayern der Fall ist. So werden zwar keine ID3-Tags angezeigt, doch immerhin bis ca. 30 Zeichen des Dateinamens. Auch werden MP3s von DVDs ordentlich abgespielt. Dabei erkennt der Player zwar die verschachtelten Ordnerstrukturen, doch werden alle Titel in einer kompletten Liste dargestellt (ähnlich den OMEGA-DVD Playern). Dummerweise ist aber die Bedienung der Playlist so träge, daß es kaum Spass macht, sich durch die mehreren hundert Titel einer MP3-DVDs zu wühlen. Immerhin wird auch eine Titelprogrammierung angeboten, aber kein Zufallsmodus, obwohl sich dafür extra eine Taste auf der Fernbedienung befindet.

Der Zufallsmodus funktioniert nämlich nur im AudioCD Betrieb, bei dem dann auch verschiedene weitere Abspielmodi und natürlich auch die Titelprogrammierung möglich sind. Dummerweise leidet auch der Tchibo-Player an der lästigen Krankheit, bei fliessenden AudioCD Titelübergängen eine kleine Pause einzulegen, was besonders bei Live-CDs extrem störend wirkt.

Timer-Programmierung

Die Timer-Programmierung erlaubt nur maximal acht Einträge. Jeder Timer kann zu einem bestimmten Datum oder auch zu definierten Wochentagen, sowie auch täglich aufgerufen werden. Natürlich können sowohl Quelle als auch Qualität für jeden Timer individuell eingestellt werden. ShowView oder VPS bietet der Tchibo-Recorder nicht an.

Aufnahme und Wiedergabe

Um auf ein DVD+RW Medium aufnehmen zu können, muss dieses erst über die entsprechende Löschfunktion im Setup formatiert werden. DVD+R Medien können hier auch finalisiert werden, damit sie auf anderen DVD-Playern abspielbar werden. Für DVD+RW Medien ist dies in der Regel nicht notwendig. In unseren Tests mussten wir eine überraschend hohe Kompatibilität zu den billigeren DVD+RW Rohlingen feststellen, die deutlich weniger Probleme verursachten, als dies bei den Modellen von Yamada und TEVION der Fall war. Insbesondere liefen die meisten Scheiben auch bis zum Ende recht stabil und vor allem produzierte der Recorder keine Abstürze beim Beenden einer Aufnahme oder ähnliches. Getestet wurden im speziellen die Medien von SENTINEL, MEDIANCA und OPTODISC. Dies relativiert auch die etwas fragwürdige Aussage aus der Anleitung, daß "mehrfaches Überspielen von DVD+RW Rohlingen die Qualität verschlechtern" würden. Dies stimmt aufgrund des digitalen Aufzeichnungsverfahrens natürlich nur bedingt, denn theoretisch findet hier keinerlei Qualitätsverschlechterung statt, egal wie oft der Rohling überspielt wurde. Im Gegenteil, denn die meisten DVD+RWs laufen lt. unserer Erfahrung noch besser, wenn sie bereits ein paar mal komplett bespielt wurden. Man sollte aber bei Langzeitsicherungen in jedem Fall vollständige Lesetests mit dem PC-DVD-ROM durchführen, da der Recorder beim Abspielen auch Datenfehler zu korrigieren weiss, und somit wenig aussagekräftig für den einwandfreien Datentest ist.

Bevor eine Aufnahme gemacht wird, sollte die vorgesehene Qualitätsstufe eingestellt werden. Desweiteren können auch alle fünf Minuten automatische Kapitel während der Aufnahme hinzugefügt werden. Mehr Flexibilität bezüglich der Kapitelaufteilungen wäre auch hier wünschenswert gewesen. Zunächst einmal muss mit der MONITOR-Taste in den TV/Eingansgmodus gewechselt werden. Anschliessend wird mit SOURCE die gewünschte Aufnahmequelle gewählt. All dies geht recht schnell von der Hand, und ist bei weitem nicht so träge wie beispielsweise beim TEVION DRW-1000. Das Umschalten zwischen MONITOR und PLAY-Modus geht auch noch recht schnell vonstatten.

Eine laufende Aufnahme kann auch mit der PAUSE-Taste unterbrochen werden. Der PAUSE/Aufnahme-Betrieb gestaltet sich dabei als recht flüssig und ohne grosse Verzögerungen. Im Übrigen wird das Bildsignal bei der Bildvorschau nur durchgeschliffen, und keine Echtzeit-Qualitätsvorschau dargestellt, wie dies beispielsweise der TEVION DRW-1000 kann. Damit kann man aber gut leben. Nachdem eine Aufnahme mit STOP beendet wurde, benötigt der Recorder einige Sekunden um den Titel zum Menü hinzuzufügen. Er schaltet aber nicht gleich in den PLAY-Modus, sodaß gleich mit der nächsten Aufnahme fortgefahren werden kann. Das automatisch erstellt Menü zeigt die Aufnahmen mit einem Symbolbild, Aufnahmedatum/Zeit, Spielzeit und Qualität an. Leider gibt es hier keine Möglichkeit die Titel oder gar die ganze Disc umzubenenen.

Die einzelnen Titel können immhin noch gelöscht und nachbearbeitet werden. So lassen sich Kapitel einfügen, entfernen und ein- bzw. ausblenden, sowie auch ein neues Symbolbild definieren. Mit diesen, recht einfachen aber durchaus sehr effektiven, Funktionen lassen sich unerwünschte Videoteile - beispielsweise Werbepausen - zumindest logisch vom Datenträger löschen. Physikalisch bleiben sie jedoch erhalten, und können deswegen auch jederzeit wieder aktiviert werden. Wie bei allen anderen Recordern auch, steht der freie Speicherplatz nach dem Löschen von Titeln erst zu Verfügung, wenn diese von hinten entfernt werden. Auch wird das Menü nicht automatisch neu arrangiert, wenn Titel aus der Mitte entfernt werden. Insgesamt bietet der Recorder hier das notwendigste. Leider sind drei Titel je Seite recht wenig, sodaß es schon mühselig wird, wenn sich mehr als zehn Aufnahmen auf der Scheiben befinden.

Der Ton wird übrigens im AC3-Stereo-Format aufgenommen, und die DVD-Datenstruktur ist dem Yamada DVR-8000 sehr ähnlich, was auf einen halbwegs einheitlichen DVD-Recording-Standard schliessen lässt (dem der TEVION im Übrigen fast gänzlich widerspricht). Es wird sogar eine Untertitelspur mit auf die DVD geschrieben, die aber leer bleibt.

Qualitätsstufen

Der Recorder bietet fünf verschiedene Qualitätsstufen zur Aufnahme an. Dabei werden die beiden höchsten Stufen HQ (60min) und SP (120min) in der vollen DVD-Auflösung aufgenommen, die Stufen LP (180min) und EP (240min) in der sogenannten Half-D1 Auflösung (352 x 576 für PAL). In der schlechtesten Stufe reduziert sich die Auflösung auf gerade einmal 352 x 288 Bildpunkten, was exakt der VideoCD Auflösung entspricht, und auch dementsprechend unscharf und klötzig aussieht. Zwei störende Effekte sind uns beim Test allerdings aufgefallen. So scheint der Aufnahme-Encoder, besonders bei der Aufnahme über Firewire, sehr allergisch auf starke Rottöne zu reagieren. Beim Abspielen einer solchen Aufnahme erscheint das Rot stark übersteuert und flimmert auch noch nach. Dies könnte auf eine etwas ungenaue Farbraumumrechnung hindeuten, und ist uns nur von entsprechend fehlerhaften YUV/RGB-Umrechnungen diverser PC-Encoding-Software bekannt. So ganz exakt liess sich dieses Problem aber auch nach der Analyse der Videos am PC nicht lokalisieren. Hier fiel uns dann auch auf, daß dieser Effekt immer schwächer wird, je geringer die Aufnahmequalität gewählt wurde.

Modus

Spielzeit (min ca/test)

Auflösung
Format
Bitrate (nominal)
Bitrate (min-max)
HQ
60
720 x 576 (PAL)
MPEG-2
9318 Kbits
9100 Kbits
SP
120 / 120
720 x 576 (PAL)
MPEG-2

4505 Kbits

2000-8000 Kbits
LP
180 / 195
352 x 576 (PAL)
MPEG-2
2713 Kbits
1000-4500 Kbits
EP
240 / 260
352 x 576 (PAL)
MPEG-2
1996 Kbits
1000-4500 Kbits
SLP
360
352 x 288 (PAL)
MPEG-1
1285 Kbits
1360 Kbits

Fehlerhafte Aufnahme im LP/EP Modus von der DV-In Schnittstelle.

Zu allem Übel mussten wir auch noch einen derben Aufnahme-Fehler im DV-In Betrieb feststellen. So produziert der Recorder in den Aufnahmestufen LP und EP ein völlig falsches und fehlerhaftes Bild (siehe Abbildung oben). Während der gesamten Aufnahme blinkt ein Störstreifen im unteren Drittel des Bildes, und die Halbbilder scheinen auch vertauscht zu sein, was sich in stark flimmernder Wiedergabe äussert. Die Aufnahme über S-Video mit dem gleichen Material und Aufnahmestufen funktionierte jedoch einwandfrei. In jedem Fall ist dieser Fehler nicht hinzunehmen, und sollte unbedingt per Firmware-Update korrigiert werden (dies ist bei TCM Produkten allerdings mehr als fraglich).

Die positive Seite ist die allgemein sehr gute Kompressionsqualität, die deutlich über dem TEVION DRW-1000 und YAMADA DVR-8000 einzuordnen ist. Wo diese Recorder stark sichtbare Artefakte produzieren, liefert der Tchibo Player eine sehr überzeugende Leistung. Die Kompressionsalgorythmen scheinen hier eher eine alternative Quantisierungs-Methode zu verwenden, die das Bild in Grenzfällen oder bei sehr geringer Qualität eher ungenauer macht, als grobe Klötzchen zu produzieren. So ist selbst der LP oder auch EP Modus noch ertragbar, der LP-Modus ist sogar durchaus mit einer guten VHS-Aufnahme zu vergleichen. Hier scheint der Encoder auch richtiges VBR zu verwenden, wie das folgende Beispiel einer SP Aufnahme verdeutlicht.

Das Quellvideo bestand hier aus mehreren Sekunden Standbild, einem Werbefilm, und wieder Standbild am Ende. Man erkennt sehr deutlich, daß der Recorder in den Actionszenen die Datenrate deutlich nach oben schraubt, und selbst im SP-Modus, der eigentlich nur ca. 4500 Kbits zulässt, bis über 8000 Kbits hochgeht, um die Qualität noch halten zu können. So wird Datenrate in sehr ruhigen Szenen gespart, und grobe Artefaktbildung in Extremszenen vermieden. Neben all den angeführten Kritikpunkten bietet der Recorder hier eine überraschend gute und flexible Kompressionsqualität, die sich wahrscheinlich sogar mit deutlich teureren Recordern messen kann, und zumindest in diesem Punkt auch die Messlatte für Billigrecorder festlegt.

Selbst der EP-Modus mit einer Gesamtspielzeit von etwa 240 Minuten liegt fast schon Welten über den TEVION bzw. Yamada Modellen, und kann sich - abgesehen von einer erkennbaren Unschärfe - durchaus mit einer mittelmässig bis guten VHS-Aufnahme messen. So eignen sich sowohl LP als auch EP Modus zwar nicht zur hochwertigen Archivierung privater Videoaufnahmen, erfüllen aber als temporäre Aufzeichnungsformate für Reportagen, Nachrichten, Serien und ähnlich vergänglichem Material ihren Zweck. Besonders bei diesen geringen Qualitätsstufen fällt auf, daß der Kompressionsalgorythmus in Grenzfällen nicht zu grober Verblockung neigt, sondern das Bild fast schon harmonisch verschwimmen lässt. Und dies fällt dem menschlichen Auge weitaus weniger dramatisch auf, als flimmernde Klötzchen. Ähnlich erstaunlich sind auch die Ergebnisse des SLP-Modus, der zwar extrem unscharf wirkt (immerhin handelt es sich dabei um 1/4 der vollen PAL-Auflösung), aber besonders für Vollbildaufnahmen durchaus noch als tauglich zu bezeichnen ist, da auch er kaum Kompressionsartefakte produziert, die allzu deutlich sichtbar werden. Selbst Zeichentrickserien im Interlaced-Format können den SLP-Modus nicht ernsthaft aus der Ruhe bringen. Alles in allem muss die Kompressionsqualität in diesem Preissegment unter € 400,- zum aktuellen Zeitpunkt (Dez.2003) als konkurrenzlos gut bezeichnet werden.

Innenleben

Im Inneren des Recorders befindet sich ein spezieller DVD-Loader/Recorder (Bezeichnung: DR1, Fabrikat: unbekannt), der aber auch über eine Atapi-Schnittstelle angesteuert wird. Die Platinen sind mehrstufig aufgebaut, wobei sich auf der obere Platine Chips von Philips und Divio befinden, die wahrscheinlich für die Encoding- und DV-Konvertierung zuständig sind. Darunte sind zwei Cirrus Logic Chips (98201-CM und 92288-CB), die wahrscheinlich Controller und MPEG-Encoder/Decoder darstellen. Auch der Audiochip ist ein Cirrus Logic (CS-4362). Im Dauerbetrieb wird der Recorder, wahrscheinlich auch aufgrund des Platinenaufbaus, sehr warm. Thermische Fehler sind aber während der Testphase nicht aufgetreten.

PluspunkteMinuspunkte

  • Progressive Scan Ausgabe über YUV
  • brauchbare Fernbedienung
  • DV-In Schnittstelle
  • Hervorragende Kompressionsqualität
  • Kapitel-Editing möglich
  • echtes VBR-Encoding
  • Dolby 5.1 und DTS-Decoder
  • AC3-Tonaufzeichnung
  • Gute Medienkompatibilität bei DVD+RW
  • Spielt MP3 von DVDs

  • Fehlernder Netzschalter
  • nur eine SCART-Buchse
  • kein RGB-Ausgang
  • nicht vorhandene 5.1/DTS Decoderkonfiguration
  • spartanische TV-Kanalverwaltung
  • nicht Multi-Region kompatibel
  • SVCD Komaptibilität nicht ausreichend
  • Sehr träge MP3-Playlist-Bedienung
  • recht lautes Laufwerk
  • fehlerhafte LP/EP Aufnahme über DV-In
  • kein OTR-Recording
  • Probleme mit starken Farbtönen (Rot)
  • keine manuelle Tonaussteuerung

Fazit:

Tja, der Preis des Tchibo Recorders mit ca. € 379,- scheint zumindest halbwegs angemessen zu sein. Ähnlich wie seine Billig-Kollegen aus dem Hause TEVION, UNIVERSUM und Yamada bietet der Recorder einige interessante Möglichkeiten, kann aber auch mit mindestens genauso vielen Fehlern und Unvollkommenheiten aufwarten. Mit der etwas billigen Menüoptik könnte man sicher leben, aber ein nicht konfigurierbarer 5.1/DTS Decoder, die fehlende zweite SCART-Buchse, der fehlende S-Video Fronteingang, sowie die spartantische Kanalverwaltung legen die Komfort-Messlatte nicht gerade hoch. Schade ist auch, daß die sehr vielversprechende Bildqualität der Aufnahmen, vor allem in den geringen Qualitätsstufen, durch fehlerhafte DV->MPEG-Konvertierungen im LP/EP Modus versaut wird. So muss leider festgestellt werden, daß der Tchibo-Recorder zwar technisch gute Vorraussetzungen mitbringt, aber einen doch noch stark unausgereiften Eindruck hinterlässt, über den selbst die guten Kompressionsergebnisse des MPEG-Encoders nicht hinwegtäuschen können - schade eigentlich.


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Hersteller/Anbieter: Tchibo

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